Samstag, 28. Mai 2016

Fußball vereint die Welt

Hallöle,
ich bin sehr stolz, dass ich es wirklich schaffe innerhalb von einer Woche noch einen neuen Blogeintrag zu machen.
Wahrscheinlich liegt das aber nur daran, dass wirklich etwas wichtiges ist.
Wie wahrscheinlich die ganze Welt weiß, war heute das Championsleague Endspiel. An solchen Tag setzten sich nicht nur Fußballfans vor den Fernsehr, sondern auch alle anderen die vom Fußball lieber nicht so viel mitbekommen wollen.
Hier in Costa Rica sind solche Partien ein Volksfest, aber dieses Jahr war es etwas ganz besonderes.
Aus Costa Rica kommt nämlich der beste Torwart der Welt Keylor Navas (ich vertrete immer noch die Meinung, dass der beste Torwart Neuer ist, aber niemand stimmt mit mir überein), weshalb das ganze Land Kopf stand und immer noch steht.
Für ein ganzes Land bedeutet dieses Spiel nicht ein Sieg für Real Madrid, sondern ein Sieg für Costa Rica. Es ist unglaublich mitzuerleben, wie sehr ein Land hinter einer einzigen Person steht und fiebert für einen Verein, der von einem anderen Kontinent kommt und den viele auch nicht gut leiden können.
Alle, die mich kennen wissen, dass ich Real Madrid absolut nicht ausstehen kann und trotzdem konnte ich nicht anders als mich mitreißen zu lassen. Ich habe gelitten mit allen anderen und für Cristiano Ronaldo gebetet (ich kann keine Person auf dieser Welt weniger ausstehen als ihn), als es an ihm lag den letzten Elfmeter zu schießen. Naja die andere durften sich trotzdem anhören, wie dumm es ist, am Ende Ronaldo zu feiern, obwohl alle ihren Elfmeter getroffen haben.
Dieser Sieg bedeutet nicht nur, dass die Championsleague für dieses Jahr beendet ist, sondern dass Costa Rica ein Teil von harter Arbeit für ein großes Ziel war und Part etwas großem, bedeutendem ist.
Der Moment als die Mannschaft mit den Flaggen ihres jeweiligen Landes auf dem Siegerplateau vor dem Pokal stand, wurde mir klar, dass dieser Moment nicht nur für die Menschen meiner zweiten Heimat etwas besonders ist, sondern auch für viele andere Länder, die einen Abgesandten zu Real Madrid geschickt haben und einen neues Nationalhelden feiern.
Mein ganzes Leben habe ich Real gehasst, weil ihr Mittel zum Erfolg darin besteht Spieler der ganzen Welt aufzukaufen und somit mit imensen Schulden die Chamionsleague gewinnen können.
Niemals habe ich gedacht, wie viel Hoffnung und Stolz hinter den oftmals arroganten Gesichtern steht. Diese Championsleague hat nicht Real Madrid gewonnen, sondern jedes Land, das einen ihrer Brüder in einem der bedeutensten Vereinen hat.
Man sagt, dass Globalisierung heißt, dass die Welt vereinheitlicht wird. Meistens wird dies mit Wirtschaft und großen Firmen verbunden.
Das stimmt auch, aber der wichtige Teil wird oft vergessen.
Eine Manschaft aus der ganzen Welt hat sich einen Traum erfüllt, als sich ein großer Verein zum 11 mal im Pokal verewigt, welcher von jungen Menschen in die Höhe gehalten wird, die es nach ganz oben geschafft haben ohne zu vergessen, wo sie herkommen.
Wir Deutschen sollten uns ein Beispiel nehmen. Nur weil unser Land schon viel erreicht hat, sollte man vieles nicht für selbstverständlich sehen.
Wen hat es heute wirklich interessiert, ob Toni Kroos gewinnt oder nicht? Wenn ich ehrlich bin, war es für mich bis heute auch nicht wichtig. Trotzdem war es irgendwie traurig zu sehen, dass er keine Deutschlandflagge bei sich hatte. Wahrscheinlich ist es auch besser für ihn, um nicht von seinem eigenen Land als Nazi abgestempelt zu werden.

Hasta luego amigos
Que dios les bendiga y que disfruten la vida
Leonie

Sonntag, 22. Mai 2016

Meine verbleibene Zeit im Paradies

Einen wunderschönen guten Abend!
In den letzten Tagen wurde ich des öfteren mal gefragt, ob ich noch lebe und was bei mir so losgeht, weil ich wirklich sehr schreibfaul geworden ist. Also sitze ich hier gemütlich an meinem Sonntagabend halb in der Nacht auf dem Sofa, um ein kleines Update zu geben. Leider merke ich jetzt schon, dass mein Schreibstil nicht mehr das ist, was er mal war, weil mir einfach viele Wörter und Ausdrücke nicht mehr einfallen. Verzeiht mir also bitte die Einfachheit dieses Blogeintrags.

Seit einigen Wochen arbeite ich in einem der drei Standorten vom SOS Kinderdorf Costa Rica, wo ich Deutschnachhilfe gebe für Kinder, die das Privileg haben eine Schule besuchen zu dürfen, wo Deutsch und Englisch seit der Grundschule unterrichtet wird. Bis vor einer Woche bin ich zweimal wöchtentlich dort gewesen, was mir ich mir aber aufgrund des einsetzenden Regens, der ewiglangen Busfahrt und einem vorprogrammierten Stau nicht fortlaufend so oft antun kann. Einmal die Woche muss reichen.

Ansonsten bin ich jeden Tag in der Schule und nachmittags mit Freunden unterwegs oder bei meiner Familie zuhause. Ich versuche mich wirklich ernsthaft daran zu erinnern, was ich in den letzten vier Wochen alles gemacht habe, aber kriege kaum etwas zusammen. Das einzige was ich sagen kann ist, dass ich eine sehr schöne Zeit habe, die aber so schnell vergeht, dass ich mich kaum an Einzelheiten erinnern kann.

Ich habe angefangen meine verbleibende Zeit in Wochenenden zu zählen, um die noch anstehenden Dinge besser planen zu können und festgestellt, dass mir nur 5 Stück in diesem Land bleiben. Die Zeit rennt erschreckend schnell und ich kann mich nicht entscheiden, ob das gut oder schlecht ist.
Ich will beim besten Willen nicht gehen, aber irgendwie freue ich mich auch auf Deutschland.
Es gibt so viele Dinge die mir hier klar geworden sind oder die ich umsetzen möchte, was mir aber nur in Deutschland möglich ist.
Aber nicht nur mir fällt auf, dass ich schon sehr bald gehen werde. Oft werde ich darauf angesprochen und gebeten einen in Erinnerung zu behalten und sich regelmäßig zu melden, um in Kontakt zu bleiben. Ich habe mich noch nicht ganz entschieden, ob ich das gut finde oder nicht. Zum einen ist es schön zu hören, dass man Menschen wichtig geworden ist, die Kontakt auch über so eine weite Entfernung halten wollen. Zum anderen wird man jedes Mal wieder daran erinnert, dass man doch nur die Austauschschülerin ist, die zwar das Leben in einem Zeitraum mitgeprägt hat, dann aber zurück in ihr Land gehen wird und alles weiterlaufen wird wie immer, nur ohne mich.

Das einzige, was mich hier des öfteren mehr als langweilt ist Schule. Der ewige Frontalunterricht ist wirklich sehr einschläfernd. Anfangs war ich topmotiviert alles mitzumachen und auch in den Examen gut abzuschneiden, aber meine Motivation ist wirklich SEHR gesunken. In vielen Unterrichtsstunden heißt meine Hauptbeschäftigung Mitschüler ablenken oder schlafen.
Die meisten Examen bestehe ich zwar, aber nicht so gut, wie ich es mir erwartet habe und das liegt nicht daran, dass ich mit dem Spanisch nicht zurecht komme (auch wenn mein soganntes Sonntagsspanisch noch deutlich ausbaubar ist), sondern an meiner Lernfaulheit. Ich habe einfach keine Lust darauf meine Nachmittage so zu verbringen wie viele Ticos hier. Mit Daten und Formeln auswendiglernen, um bei den Ankreuzaufgaben die volle Punktzahl zu erziehlen.
Nein danke, wenn ich lerne dann sind das Vokabeln, die ich mir irgendwo rausschreibe, die Erklärung auf Spanisch suche und dann lerne. Das ist aber etwas frustrierend, weil es zum einen so viele Wörter gibt, die genau das gleiche bedeuten und es total unötig ist alle zu wissen oder zum anderen weil das Wörter sind, die man beim Sprechen nie benutzt, sondern nur um nen Aufsatz zu schreiben oder um über ein bestimmtes Thema zu reden und somit aus Mangel an Benutzung schnell zurück in den sekundären Wortschatz fallen und man sie nicht aktiv benutzen kann.

Letztes Wochenende hatten wir den letzten CAS Ausflug zum Vulkan Rincon de la vieja. Leider konnten viele nicht mit und letztendlich waren wir nur mit 15 Leuten unterwegs, was mal etwas ganz anderes war. Trotzdem war der Ausflug superschön und Costa Rica hat sich mal wieder von seiner schönsten Seite gezeigt. Hier gibt es einfach Dinge, die man sich nicht mal im Traum vorstellen mag.
Auf dem Weg haben wir zum Bespiel noch bei einem Wasserfall halt gemacht, einfach weil es so schön da war.
Unser Hotel war etwas abseits vom Nationalpark des Vulkans also mussten wir mit Pferden dorthin reiten. Das war aber kein normaler geütlicher Wanderpfad, sondern ein sehr anspruchsvoller Weg, wo wir echt angst bekommen haben, dass unsere Pferde das nicht schaffen und hinfallen wegen der Steigung.
Im Vulkangebiet waren wir dann in Termalquellen baden, die wirklich sehr warm und sehr schwefelig waren. Jedem Chemielehrer hätte das bestimmt gefallen. In einem anderen Loch war aber etwas zu viel Schwefel, woran so einige Tiere gestorben sind, wie zum Beispiel ein Tukan oder eine riesige Schlange.
An Artenvielfalt gab es wirklich viel zu sehen. Alle möglichen Arten von Vögeln, Schlangen, Spinne, Raubkatzen und vieles mehr. Mein Wunsch einen Puma zu sehen hat sich leider immer noch nicht erfüllt.



Apropos Vulkan, der Turrialba der sich ganz in der Nähe von San Jose befindet ist momentan sehr aktiv, was bedeutet, dass es ab und zu kleine Ausbrüche gibt, weshalb das ganze Gebiet drumherum aus Sicherheitsgründen evakuiert wurde und die ganze Stadt voll mit Vulkanstaub ist. (Ich habe keine Ahnung ob das Vulkanstaub heißt, aber das ist so grau und setzt sich überall fest)

So jetzt muss ich aber wirklich mal ins Bett, damit ich morgen einigermaßen ausgeschlafen in die neue Woche starten kann. Ich hoffe alles ist so weit verständlich geschrieben, denn ich habe mir wirklich viel Mühe gegeben.

Achja .. Ihr könnt schon mal darauf freuen, dass sehr viel Essen mit Reis, Bohnen, Früchten und Kaffee geben wird. Es sind meine Grundnahrungsmittel geworden, auf die ich nicht mehr verzichten kann und möchte. Normalerweise bin ich eher weniger ein Fan davon Essen zu fotografieren, aber damit man in Deutschland auch mal einen kleinen Einblick von der bezaubernden Küche costaricense bekommt, pack ich hier ein nettes Bild zu.



Pura Vida
Leonie


























Mittwoch, 20. April 2016

auf der anderen Seite vom großen Teich

Wenn ganz normaler Alltag herrscht, gibt es zwar immer eine Menge zu erzählen, aber für mich ist ein Blog eher weniger eine Tagesbuch (dafür habe ich schließlich ein richtiges Buch), sondern mehr um Dinge zu teilen, die mir aufgefallen sind oder auf eine andere Art und Weise sehr besonders und mitteilungswürdig sind.
In den letzten Tagen und Wochen hat sich wieder eine Menge solcher Situationen aufgetan. Der Höhepunkt war ohne Zweifel die Reise nach Nicaragua vom letzten Donnerstag bis Sonntag. Achja und hier entschuldige ich mich noch mal ganz offiziell bei allen Leuten, die nicht so glücklich darüber sind, dass ich vergessen habe ihnen diesen Trip mitzuteilen.
Nicaragua ist das zweitärmste Land in Amerika, wovon man allerdings in der Colonial- und Touristenstadt Granada nicht so viel mitbekommen hat, auch wenn es eine sehr klare Spaltung zwischen arm und reich gab.
All meine Erlebnisse in der Schule oder auf Reisen werden momentan sehr von den Ereignissen in Ecuador und Uruguy überdeckt. In Deutschland hätte ich das, was dort gerade passiert wahrscheinlich mit Trauer und Mitleid im Fernsehen verfolgt, aber hier in Amerika ist es etwas ganz anderes.
Ich habe Freunde und Bekannte in den betroffenen Ländern und mit Schrecken auf ein Lebenszeichen und einen Lagebericht gewartet.
Da das Hauptkommunikationsmittel Facebook ist, bekommt man überall Nachrichten, Hilfeaufrufe oder Organisierungen aus erster Hand zu sehen. Darunter war auch der Post von YFU, dass eine deutsche Austauschschülerin beim Erdbeben in Ecuador ums Leben gekommen ist.
Durch soziale Netzwerke hatte ich dieses Mädchen sogar gekannt und kurzen Kontakt mit ihr gehabt, aber das spielt keine Rolle.
Ein junges Mädchen, dass mit den gleichen Träumen und Hoffnungen wie ich auf eine ferne Reise aufgebrochen ist, wird nie wieder zurückkehren. Dieses Mädchen ist nur eines der vielen Gesichter, auf die die Welt von nun an verzichten muss, während viele anderen mit Angst und Unsicherheit versuchen durch den Tag zu kommen.
Es lässt sich streiten, ob diese Reihe von Unglücken wirklich 'nur' eine Naturkatastrophe war oder durch das ignorante Handeln der Menschen ausgelöst wurde.
Für den Moment macht es aber keinen großen Unterschied. Die Menschen in Uruguay und Ecuador geben ihr bestes und Mexico befürchtet auch ein Erdbeben.
Costa Rica wäre dann als nächstes dran, weil hier das Unglück noch fehlt. Dies wird aber für unwahrscheinlich gehalten, weil das letzte große Erdbeben erst vor 3 Jahren stattfand und sie nicht so oft nacheinander auftreten.
Das Leben hier geht ganz normal weiter, Alltag und Blick in die Zukunft.
Für meine Freunde und Klassenkameraden bedeutet dies die Vorbereitung für die Abschlussarbeiten und die Einschreibungen an den Universitäten.
Für mich bedeutet das die Einstellung auf einen sehr baldigen Abschied aus einer liebgewonnen Welt.
In genau 70 Tagen werde ich hier meinen letzten Abend verbringen und mit dem Einsteigen ins Flugzeug ein ganzes Leben hinter mir lassen. Ob man will oder nicht, fast die ganze Zeit ist einem present, dass einem die Zeit davonläuft und man mit den ganzen Planungen gar nicht mehr hinterher kommt.
Ich frage mich immer öfter wie es sein wird, all die so weit entfernten wichtigen Personen in wiederzusehen. Woran ich nicht denken möchte, ist der Abschied am Flughafen. All dies ist sowieso Tabuthema in diesem Haus, weil keiner an einen baldigen Abschied denken möchte.

Vielleicht werde ich in der nächste Zeit noch mal etwas mehr über mein Leben und Nicaragua berichten, aber momentan kommt es mir etwas respektlos vor über Spaß und Freude zu schreiben, wenn Freunde, Bekannte und viele weitere Menschen, die etwas erleiden, was auch mir hätte passieren können, am arbeiten sind um sich ihr gewohnten Leben zurückzuholen, was mir immer noch viel zu selbstverständlich erscheint.

Man hört sich bald
Leonie

P.S. um wenigstens noch einen kleinen Einblick von Nicaragua zu geben, hänge ich noch ein paar Bilder dran.








Dienstag, 22. März 2016

Gesellschaft und Mentälität in Ticolandia

Man sagt, Costa Rica ist ein Entwicklungsland, ein dritte Welt Land.
Eigentlich weiß niemand so genau, was das eigentlich bedeutet, aber wenn irgendwelche schlauen Leute das so festgestellt haben, dann wird das wohl auch seine Richtigkeit haben.
Als ich in Costa Rica angekommen bin und die vergitterten, oft ärmlich aussehenden Häuser gesehen habe, konnte ich der Zuteilung in die 'dritte Welt' sofort zustimmen.
Jedoch als ich unser Haus betrat, sah das schon ganz anders aus. Unser Haus mag klein sein und von außen etwas schäbig aussehen, aber eingeräumt ist es schön und stilvoll mit allem was in einem normalen Haushalt benötigt wird.
Wenn man sich in den Malls umschaut, kann man Costa Rica auf keinen Fall als ein armes Land einstufen. Viele Einkaufszentren in Deutschland werden von denen hier sofort in den Schatten gestellt.
In der Innenstadt von San Jose im Mercado Central und auch in vielen Straßen bekommt man dann allerdings wieder ein ganz anderes Bild zu Gesicht. Neben Haustieren werden Kaffee und selbstgemachte Umhängetaschen verkauft. Alles durcheinander und von jedem etwas, was man im Leben irgendwie mal gebrauchen könnte. Ich habe nie gefragt, aber die meisten sind sicherlich nicht legal am arbeiten.
Wenn ich gerade schon beim Thema Dinge verkaufen bin. Preislich ist zwischen Europa und diesem kleinen lateinamerikanischen Land kaum ein Unterschied auszumachen.
Auch die Ausstattung an elektrischen Geräten und Autos ist in der Mehrzahl der Fälle ähnlich (außer dass es in Deutschland viel mehr deutsche Autos gibt).
In der Mehrzahl der Fälle heißt aber auch, dass es so einige gibt, die aus diesem Punkt herausfallen.
Die Trennung zwischen Gesellschaftsschichten funktioniert meist nach Gebieten. Bei mir gibt es so einige Straßen wo man einfach nicht hingeht, wenn man den Tag überstehen will, ohne in ernstzunehmende Gefahr zu geraten. Andere Wohnorte sind nahezu abgeriegelte Stadtviertel, wo die Gesetze mehr von den vorherrschenden Banden, als von der Regierung bestimmt werden. Viele Taxen fahren diese Gebiete gar nicht erst an und auch die Polizei macht einen Bogen um solche Viertel, damit sie nicht in irgendetwas hineingeraten.
Dann gibt andere Abgeriegelte Wohnorte mit riesigen top modernen Häusern in mediteranem Stil und ausgestattet mit Dingen, die ein vermögen gekostet haben.
Man sieht also, dieses Land ist nicht nur von seiner Natur sehr vielfältig, sondern auch innerhalb der Gesellschaft.
Wie kann man also definieren, ob ein Land weit entwickelt ist oder nicht? Viele sehen nur einen der vielten Orte und entscheiden danach. Andere sehen sich von allem etwas an und wissen nicht, ob sie Costa Rica als modern und entwickelt oder arm und zurückgeblieben ansehen sollen.
Ich glaube, die Antwort auf die Frage wo man Costa Rica am besten einordnet, findet man, wenn man sich die Mentalität der Menschen ansieht.
Die durchschnittliche Person lebt gut und will mehr. Das hört sich an, wie jedes entwickelte und auch jedes unentwickelte Land. Im Gegensatz zu Deutschland zum Beispiel liegt der Reichtum allerdings in Land und Natur. Die Haupteinnahmequellen sind Tourismus und Kaffee-/Bananenexport.
Diese Branchen sind aber sehr auf das Wohlhaben anderer Länder angewiesen, was eine wirtschaftliche Eigenständigkeit sehr einschränkt.
Dazu kommt, dass die Menschen hier immer sehen, was US-Amerikaner oder Europäer haben und wollen mit ihnen auf einer Ebene betrachtet werden. Das Bild von den Gringos und Europäern ist aber sehr verblendet. Oft wird behauptet, dass alles perfekt und alle reich wären.
 Das Ziel eines Jeden ist so zu sein, wie die Vorbildern aus der "ersten Welt". Dabei wissen die meisten nicht einmal, was das bedeutet, wie bei uns alles Strukturiert ist und dass die Stärken dieses Landes in anderen Dingen liegen, als im Auto- und Klamottenverkauf.
Costa Rica der Staat und der costaricanische Bürger läuft immer hinterher, will immer mithalten und will immer das erreichen, was andere schon erreicht haben.
Einigen Menschen, die international Geld verdienen ist es leicht möglich einen hohen Lebensstandart zu erreichen, der den eines steriotypischen Europäers überragt. Die Kinder gehen auf teuere Privatschulen, wo ihnen ganz viel Wissen vermittelt wird von Dingen, die ein Europäer oder US-Amerikaner oder Asiate oder Afrikaner herausgefunden hat. Wissen ist schön und gut, aber meiner Meinung nach wertlos, wenn man nicht lernt, wie man es anwendet.
Die Mehrheit verdient allerdings nicht gut. Jetzt kann man sagen, dass ein Costaricaner deutlich mehr verdient, als in ganz Mittelamerika, wenn man sie die Gehälter anguckt, allerdings sind die Kosten des normalen Lebens so unverhältnismäßig hoch, sodass man sich trotz viel verdientem Geld kaum etwas leisten kann. Alles wird daran gesetzt, dass die Kinder auf eine Privatschule gehen können (oftmals ist dies aber nicht möglich oder nur für ein Kind). Zusätzlich werden Dinge wie das neuste Smartphone, Klamotten aus den Staaten, ein neues Auto oder ein Strandurlaub benötigt. Eigentlich wäre dies nicht bezahlbar, aber in der heutigen Zeit und mithilfe einer Kreditkarte und einem 'ganz fairen Kredit' scheint alles möglich zu sein.
Sparen gibt es nicht. Man hat was man hat und lebt von einem Tag auf den nächsten.
Die untere Geschellschatsklasse besteht nicht nur aus Bettlern und Menschen die auf der Straße leben müssen, sondern auch aus den Menschen aus den Vierteln, die ich weiter oben etwas beschrieben habe. Meist bleiben diese Leute auch in ihren Vierteln und die allgemeine Bevölkerung passt auf, dass sie nicht ausversehen einen Fuß in so ein Gebiet setzen.
Ich hatte das Glück durch ein soziales Projekt, eines dieser Viertel ohne Gefahr betreten zu können. Von den wirklich schlimmen Ecken habe ich aber nichts gesehen, weil die sich weiter hinten in irendwelchen Gassen befinden, wo man mit einem Auto gar nicht mehr hinkommt.
Unsere Aufgabe war es ungefähr 50 Kindern einen schönen Tag mit Essen, basteln und überhaupt Aufmerksamkeit an sich zu bescheren. Diese Kinder (die jüngesten können kaum laufen und sprechen) laufen teilweise mehr als zwei Stunden zu dem Projekt, weil es für sie wirklich etwas besonderes ist.
Das Haus, in dem das Projekt stattgefunden hat, war eines der besseren Häuser mit Erdgeschoss und einem Stockwerk. Die Wände und das Dach bestanden aus Wellblech und was der Boden vom oberen Stockwerk war will ich lieber nicht wissen. Strom und fließend Wasser gab es nicht.
Ich habe keine Ahnung ob und was die Leute in diesen Vierteln arbeiten.
Aber auch diese Menschen wollen materielle Dinge haben, genauso wie viele Jugendliche die zu faul für einen Schulabschluss sind und deshalb keinen Beruf bekommen. Dieses Problem wird ganz einfach gelöst: Drogen, Prostitution, Betteln und Raubüberfälle auf normale Passanten am Tag und in der Nacht.
By the way ein Überfall ist nicht schön kann ich sagen. Ich bin viel auf der Straße unterwegs und habe immer mein bestes gegeben vorsichtig zu sein, aber keine Angst zu haben. Bis letzten Freitag war auch alles gut, als uns dann zwei unglaublich nette Herren meine Freundinnnen und mich dazu aufgefordert haben, doch bitte unsere Handys schleunigst bei deinen abzugeben. Entweder waren die dumm oder einfach aufgeregt, aber sie wollten nur unsere Handys und nichts weiter. Es ist auch ansonsten nichts passiert, allen geht es gut und ich habe mir auch schon ein Ersatzhandy von einer Freundin ausgeliehen, bin also weiterhin normal unter meiner Handynummer erreichbar.
Diese Vorfälle zeigen aber sehr deutlich viele der Werte und der Mentalität. Die Menschen gehen nicht voran, um etwas zu erreichen, sondern hinterher um es auch zu haben.
Dies bedeutet, dass vieles von dem was es hier gibt eine Nachahmung ist, der allerdings das Fundament fehlt. Dementsprechend funktioniert vieles einfach nicht. Anstatt die Dinge an sein Land anzupassen oder eigene Ideen zu verwirklichen, werden Fortschritte aus anderen Ländern ohne sich ein einziges Mal anzugucken, was da vielleicht hinterstehen könnte (Eisbergmodell kennt hier keiner, wäre aber mal wichtig).
Ob dies wichtig ist, um ein reiches und entwickeltes Land zu sein, kann jeder selber entscheiden, aber für mich persönlich ist dies der Unterschied zwischen Deutschland und Costa Rica, der mich im täglichen Leben am meisten beschäftigt.

So viel zu diesem Thema.
Ich hoffe es es ist nicht langweilig, weil es nicht wirklich was mit meinem Leben hier direkt zu tun hat.
Leonie

P.S. Ich habe mir echt Mühe gegeben, was Wörter finden und Sätze strukturieren angeht. Für Rechtschreibung kann ich aber absolut nicht garantieren.



Samstag, 27. Februar 2016

Vom angekommen sein und Neubeginn

Moin meine lieben Leute,

es tut mir wirklich leid, dass das mit dem regelmäßigen schreiben nicht ganz so klappt, auch wenn ich mir das fest vorgenommen hatte.

Hier ist aber auch immer sehr viel zu tun, sodass man gar nicht dazu kommt, vor allem jetzt, wo die Schule mach langer Zeit wieder anfgefangen hat.
Nachdem ich in der ersten Februarwoche einen Sprachkurs genommen habe, um die exotischeren Formen zu lernen, heißt es nun seit drei Wochen um fünf Uhr aufstehen, um den Bus zur Schule bekommen, der schon vor um 6.00 Uhr abfährt. Bisher habe ich ihn aber noch kein einziges Mal verpasst, was ganz schön was bedeutet.
Die, die mich kennen wissen, dass ich es nicht so mit Pünktlichkeit habe, aber (auch wenn es komisch klingt, weil ich in einem Lateinamerikanischen Land bin) habe ich es mit dem Zeitmanagement deutlch besser drauf als früher. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich Zeit viel mehr zu schätzen gelernt habe und weiß, dass mir hier nicht mehr viel Zeit bleibt.

Zum neuen Schuljahr habe ich meine Schule aus verschiedenen Gründen gewechselt und gehe nun auf die Schule meiner Cousine. Eigentlich war geplant, dass ich auch in ihre Klasse komme, aber wie es hier üblich ist hat etwas mit der Organisierung nicht so ganz geklappt und bin in der Parallelklasse gelandet, womit ich aber gar nicht unglücklich bin.
Bei meiner Schule handelt es sich um eine katholische Privatschule, die von Nonnen geführt wird.
Ich zwar weder katholisch, konservativ oder ein Fan von strengen Regeln, aber eine Erfahrung ist es alle Mal wert. Außerdem muss ich in allen Fächern voll mitmachen. Es wird erwartet, dass ich jede Hausaufgabe habe und auch in den Examen gut abschneide. Das konsequente Hausaufgaben würde ich in Deutschland eher als eine meiner Schwächen bezeichen, aber hier nehme ich das wirklich ernst, weil mich das sprachlich deutlich weiterbringt. Meine Nachmittage verbringe ich nicht unfreiwillig mit lesen, übersetzen von komplizierten Wörtern, Texte schreiben und neue Vokabeln lernen.
Ansonsten bin ich mit meiner Familie am quatschen oder mit ihnen oder Freunden unterwegs.

Letztes Wochenende war ich in einer der gefährlichsten und ärmsten Orte in Costa Rica. Darüber werde ich aber wann anders noch mal etwas berichten, weil das, was ich dort gesehen habe wichtiger ist, als ein Satz in einem Blogeintrag.
Am Sonntag hatte meine Gastmama Geburtstag und wir sind beim Vulkan Poas gewesen. Wir waren aber nicht gerade die einzigen, die sich überlegt haben an einem schönen Sonntag dorthin zu fahren. Gefühlt ganz Costa Rica war am Vulkan versammelt, was den schönen Ausblick etwas getrübt hat. Allerdings konnte mir garnichts den Tag versauen, denn im Gegensatz zu meinem letzten Ausflug haben wir es geschafft mich als Tica umsonst in den Nationalpark zuschmuggeln. Vielleicht die Menschen beim Eingang einfach etwas unfähiger als beim Vulkan Irazu oder ich benehme mich wirklich nicht mehr ganz so 'ausländisch'. 


Wenn wir schon mal beim Thema reisen sind.. Ich habe schon deutlich mehr von Costa Rica gesehen und auch schon deutlich mehr gemacht, als die meisten Ticos, die schon ihr ganzes Leben hier sind. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das ein typisches Phänomän ist oder an der faulen Art der Ticos liegt. Mir kommt es aber traurig vor, dass die Menschen hier in so einem schönen Land wohnen, aber ihre Möglichkeit nicht nutzen, so viel davon zu sehen, wie sie können.
Viele Menschen hier haben echt nicht viel Geld, aber bestehen trotzdem auf Bequemlichkeit und Luxusartikel, wie wir es nicht einmal in Deutschland mit deutlich mehr Reichtum kennen.
Wenn ich hier jemandem erzähle, dass ich hauptsächlich mit dem Bus unterwegs bin, auch sieben Stunden an den Strand, werde ich angeguckt, als wäre ich verrückt. Aber dann beschweren sie sich, dass sie nicht an den Strand können, weil das mit dem Auto so teuer ist.

Hier herrscht eine Einstellung, die ich oft nicht so mit meiner verbinden kann, im positiven und im negativen Sinne. Die Welt wird hier einfach sehr anders gesehen.
Es wird immer gesagt, dass Austausch Anpassen bedeutet. Ich glaube aber, dass dies nicht stimmt. Ich glaube, dass Austausch nichts anderes als Autausch bedeutet.
Ich sehe anders aus, ich denke anders und ich bin anders als die Menschen hier. Aber das ist nichts schlimmes und erst recht kein Hindernis.
Es wird immer gesagt, dass man die Dinge hier einfach akzeptieren und ich sich daran anpassen sollte. Ich bin aber der Meinung, dass auch das nicht stimmt.
Natürlich bin ich hergekommen, um zu lernen und mir Neues anzuschauen. Aber ich bin auch hier, um den Menschen zu zeigen, wie meine Sicht der Dinge aussieht.
Auch wenn ich die Menschen mit ihrer Kultur verstehe, heißt es nicht, dass ich das einfach blind annehmen sollte.
Ich bin die Ausländerin hier und das wird sich auch nicht ändern. Trotzdem bin ich nicht außenvor, sondern gehöre dazu und werde dafür geschätzt, dass ich die Dinge anders sehe oder bei Sachen nachfrage, die alle für selbsterverständlich halten.
Früher ist mir das nie so aufgefallen, weil alles so extrem neu war und ich sowieso nicht verstanden habe, was geredet wurde. Aber jetzt, wo mich nicht ständig etwas kulturelles überrascht und ich mich an einer neuen Schule neu einfinden musste, ist es für mich umso wichtiger geworden einige deutsche Eigenarten beizubehalten und andere auf die Unterschiede aufmerksam zu machen.

Meine beste Freundin, die in Neuseeland war, hat in jedem ihrer Blogeinträge geschrieben, dass sie noch mehr in ihrem Land angekommen ist. Jedes Mal wieder. Und sie hat Recht. Es gibt keinen Moment, wo man komplett ankommt, sondern es ist ein Prozess, der immer weiter fortschreitet bis man weiß wer man selber ist und wer man sein will.

Ich hoffe, es geht euch allen gut und bei euch wird es bald so schön warm, wie es hier ist.
Pura Vida
Leonie








Montag, 25. Januar 2016

Frohes neues Jahr!

Ich hoffe, dass alle schöne Weihnachten hatten und gut ins neue Jahr gestartet sind.
Meine Feiertage waren auch sehr schön, aber wirklich SEHR anders, als in Deutschland. Die Zeit, die man in Deutschland als besinnliche und gemütliche Weihnachtstage kennt, waren hier mehr normaler Alltag mit Stress, weil alle Leute noch Geschenke kaufen mussten.
Am ersten Weihnachtstag zahlen die Firmen doppelt, weshalb viele zur Arbeit gehen und so etwas wie einen zweiten Weihnachtstag oder Silvester gibt es überhaupt nicht.
Obwohl Costa Rica sehr christlich ist, hat Weihnachten eher wenig mit Kirche, sondern hauptsächlich mit Konsum und Kaufrausch zu tun. Weihnachtsschmuck hängt nämlich schon (und ich übertreibe nicht) seit Ende September in den Läden und die Häuser werden im November geschmückt.
Meine Familie hält zum Glück nicht so viel von dem ganzen Weihnachtszeugs, weshalb unsere Haus nicht die ganze Zeit bunt geblinkt hat. Leider hatten wir aber auch keinen Weihnachtsbaum. Dafür aber einen Aventeskranz, den meine Familie extra für mich besorgt hat. Der ist allerdings am Tag vor Heiligabend abgebrannt, als wir gerade Besuch von den Gringos (so werden hier US-Amerikaner genannt) hatten, die jedes Jahr im Dezember nach Costa Rica kommen und die wir am zweiten Weihnachtstag auch in den Bergen besucht haben.

Viele Austauschschüler sagen, dass sie das Weihnachtsfest im Ausland immer ganz besonders schwierig finden und Heimweh bekommen.
Bei mir war das nicht ganz so schlimm. Zwar war es etwas komisch mitzubekommen, wie alle zusammen mit ihrer Familie Weihnachten feiern und auch in die Kirche gehen -was für mich mittags war, wodurch es mir noch seltsamer vorkam- , aber ich habe mich die ganze Zeit auf das Weihnachtsfest mit meiner Familie am Abend gefreut. Ich hatte allerdings auch gar keine Zeit groß darüber nachzudenken, weil ich mit meiner Gastmama den ganzen Tag durch die Gegend gelaufen bin, um eine Gitarre für meinen kleinen Cousin und noch einen Haufen andere Dinge zu kaufen.
Als wir dann am Nachmittag die Rolf Zukowski Weihnachtslieder gehört haben, war es schon etwas seltsam, weil ich die sonst immer meiner Familie in Deutschland singe und die für die Leute hier gar keine Bedeutung hatten, weil sie dich vorher auch gar nicht kannten.
Der Weihnachtsabend war wirklich schön. Wir haben viel gelacht, gegessen und getanzt. Von meiner Gastfamilie habe ich einige für Costa Rica typische Dinge bekommen. Irgendwann kam meine Gastmutter mit zwei Paketen aus Deutschland an, wo ich schon dachte, nichts von zuhause zu bekommen. Leider sind die Süßigkeiten schon bald leer.

Zwischen den Tagen war ich jeden Tag unterwegs und habe ich über jede freie Minute wirklich gefreut.
 Am 25.12. fangen jedes Jahr die Stierkämpfe an und auf dem Vorplatz gibt es eine Art Jahrmarkt. Die Fahrschäfte machen einem wirlich angst. Nicht, weil die so besonders steil oder schnell sind, sondern weil die laut den Ticos noch nie ausgetauscht wurden und jeden Moment in sich zusammen krachen könnten. Alle warten nur auf den Moment. Trotzdem fahren alle mit, weil bisher noch nichts passiert ist.
Die Stierkämpfe darf man sich auch nicht so vorstellen wie in Spanien. In Spanien machen die Menschen die Stiere fertig. In Costa Rica machen die Stiere die Menschen fertig. Es ist wirklich lustig anzugucken, wie ein Haufen verkleideter Verrückter versucht die Stiere zu provozieren und einige dann von den Stieren hoch in die Luftt katapultiert werden.

Außerdem waren wir noch in Zarcero, die einen ganz bekannten Park haben und danach in den anliegenden Bergen. Dort ist es wirklich kalt. Selten habe ich so viel angehabt und trotzdem noch gefroren.

Silvester habe ich hier auch ganz typisch gefeiert: im kleinen Kreis mit der Familie, ohne große Feiern. Das war mal etwas ganz anderes, weil ich aus Deutschland immer viele aufgedrehte Leute und laute Musik oder sonstigen Lärm gewohnt bin.
Um 17:00 wurde mir dann auch von allen frohes neues Jahr gewünscht. Es ist wirklich seltsam, wenn man sich in einem anderen Jahr, als die in seinem Heimatland befindet.
'Dinner for one' habe ich in diesem Jahr auch nicht gesehen. Dass ich das vergessen habe, ist wirklich eine Schande. Gegen Mitternacht wurden alle richtig melancholisch und hatten sogar angst ein neues Jahr zu beginnen.
Raketen gibt es hier auch, aber viele gucken sich einfach das Feuerwerk von anderen an, weil sie nicht so viel Geld ausgeben wollen/können. Besonders aufgefallen ist mir, dass die Leute auch viel mehr angst davor haben. Während in Deutschland schon sehr kleine Kinder Raketen anzünden, hatte meine Cousine hier angst eine Wunderkerze festzuhalten.

Die ersten Tage des neues Jahres habe ich mit meinen Cousinen und meiner Schwester in einem Haus am Strand verbracht. Es ist hier üblich über Weihnachten oder Silvester ans Meer zu fahren. Dementsprechend waren wir auch nicht nicht die einzigen am Strand und im Ferienort Jacó.
Auffällig ist auch die Anzahl der Ausländer. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Menschen aus den verschiedensten Ländern nach Costa Rica reisen. Auch in San José sind meiner Meinung viel mehr Auländer unterwegs, was aber auch an der Jahreszeit mit den Ferien liegen kann.

Diesen Post wollte ich eigentlich schon vor zwei Wochen gesendet haben, aber da hat wohl mal wieder etwas nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt hatte.
Nun kommt er also aufgrund von Versagen des Internets etwas zu spät und ich kann quasi schon den Bericht über mein Projekt im Talamancagebirge hinzufügen... 



Montag, 21. Dezember 2015

Unterwegs dort, wo die Klischees von Costa Rica entstehen

¡Pura Vida Maes!

Seit einem Monat habe ich jetzt schon Ferien, die definitiv nicht so langweilig sind, wie mir prophezeit wurde.
Ich durfte endlich mal ausschlafen, aus einer kleinen Frage wurden stundenlange Gespräche und Diskussionen mit meiner Familie und ich bin mit Freunden unterwegs in San Jose. Außerdem habe ich meine liebe Jasmin auch endlich mal bei sich besucht, wo das Leben echt komplett anders ist als bei mir.
Das Adventskalenderbasteln hat auch jede Menge Zeit in Anspruch genommen. Meine Familie war erst mal etwas überfordert was das ist und was man damit macht. Wir haben meinetwegen sogar einen Adventskranz.
Was meine Ferien allerdings so besonders macht, sind die Ausflüge bzw Freiwilligenprojekte mit meiner Organisation hier vor Ort CAS.
Eigentlich dachte ich, dass es nach der Reise nach Panama (wovon ich es irgendwie nicht auf die Reihe bekommen habe hier zu berichten) kaum noch besser werden kann. Das war aber definitv falsch gedacht.
Nun kann ich nämlich surfen und habe mit aussterbenden Schildkröten gearbeitet, die zum Teil größer sind, als ich.
Vielleich hört sich das nicht so spektakulär an, aber es waren mit die bedeutensten Erfahrungen die ich je in meinem Leben gemacht habe.
Surfen ist definitiv etwas, dass ich noch öfters machen möchte und einige meiner Freunde meinten auch schon, dass sie mich demnächst mal mitnehmen.

Ich muss zugeben, dass ich noch nicht wirklich ein Profi bin, was das Surfen angeht und man sich neben den Leuten, die erst surfen und dann schwimmen konnten, echt dumm vorkommt.
Trotzdem stehe ich auf dem Brett und das sogar elegant sagt der Surflehrer, der ständig meint, dass wir dasa sehr schlecht machen.


 

Außerdem habe ich den schönsten Sonnenuntergang meines Lebens gesehen und muss nun nicht mehr neidisch auf Tumblr Bilder sein jajaja.



























Die Erlebnisse vom Surfcamp wurden dann aber noch getoppt vom Freiwilligendienst mit Schildkröten am Arsch der Welt, ohne Internet, aber dafür mit vielen Insekten und seltenen Tierarten, kaltem Wasser, Reis mit Bohnen (aber sehr lecker) und überall Sand, der unmöglich zu entfernen war.







In kleinen Gruppen wurden wir über den Tag verteilt zu unseren Schichten an verschiedenen Stränden geschickt, um Temperaturen zu messen, den Strand zu säubern, Markierungen zu setzen, Schildkröteneier auszugraben (wenn sie nach einer bestimmten Zeit noch nicht geschlüpft sind) und nachts die Touristen einigermaßen von den Schildkröten fernzuhalten, Daten über die Schildkröten zu sammeln und die Eier an einem anderen, sicheren Ort zu vergraben.
Ansonsten haben wir uns hauptsächlich am Strand aufgehalten, Arschloch und Uno gespielt oder ein bisschen die Gegend in den Wäldern erkundet.

Im Hintergrund lief immer das unausgesprochene Battle, wer die meisten exotischen Tiere sieht. Da ich einen Wal gesehen habe, war ich eigentlich ganz gut dabei, allerdings fehlen mir eine Schlange und auch die Landschildkröte, die die eine Gruppe im Wald gefunden und mit an den Strand genommen haben, weil sie dachten, dass es sich um eine verirrte Wasserschildkröte handelt. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob sie ertrunken ist oder nicht.


  Auch trotz dieser schönen Tafel war es nicht ganz möglich, dass jede Gruppe zur richtigen Zeit und mit der richtigen Besatzung seine Schicht ausführt.

Leonie und Paula sind von oben bis unten eingesaut und stecken sogar mit dem Kopf im Sand mit der Hoffnung Babyschildkröten retten zu können.
Falsch gehofft ...








Wenn in den letzten zwei Wochen etwas weltbewegendes passiert ist, würde ich mich darüber freuen darüber informiert zu werden, da ich mich abseits der Zivilisation befand, wo man alles einfach mal ausblenden musste/durfte.
Im großen und ganzen kann man sagen, dass die Reisen schon eine sehr Nice Angelegenheit sind, auch wenn das Spanisch sehr darunter leidet.


Ich wünsche allen schon mal Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr
Tuanis Leonie